Das Bauernhaus

 

Das Bauernhaus in Norddeutschland mit seinen Nebengebäuden, wie Scheunen und Backhaus, wurde von Mauern aus Feldsteinen umgrenzt. An der Westseite war es von Eichen oder Linden umgeben, die vor Wind und Wetter schützten.

 

 

Das Wohnstallhaus (auch Durchgangsdielen- oder Hallenhaus genannt) bot Platz für Mensch, Tier, Erntevorräte und viele Binnenarbeiten.
Es waren Fachwerkkonstruktionen mit weit heruntergezogenem Strohdach, das auf zwei Reihen Ständern ruhte. In seiner älteren Bauweise bestanden die Flächen zwischen dem Fachwerk aus einem Geflecht dünner Äste, die man durch senkrechte Staken hindurchwand (daher „Wand“). Darauf wurde aufbereiteter Lehm aufgetragen.

Grundriss eines niedersächsischen Wohnstallhauses

 

 

Die Diele des Hauses, deren Boden aus gestampftem Lehm bestand, betrat man durch die wagenweite „Grotdör“. Hier wurde die Ernte durch die Dachbodenluke unter „Dach und Fach“ gebracht. Auch bot sich hier Platz für mancherlei Arbeiten – wie z.B. das Dreschen.

Den Mittelpunkt des zweiarmigen Fletts, das meist mit kleinen Feldsteinen gepflastert war, bildete die Herdstelle. Es gab mit Ausnahme der Vogtei keinen Schornstein, der Rauch zog durch die Seitentüren und das Dach ab. An der Decke hingen an einem Lattengerüst Schinken, Würste und Speck, die durch den Herdstellenrauch konserviert wurden.
Das von dem Speck tropfende Fett wurde mit kleinen Näpfchen am Boden aufgefangen. Man musste also Obacht geben, nicht „ins Fettnäpfchen zu treten“.

Lebenserinnerungen

Das Leben im Wohnstallhaus beurteilten Zeitgenossen sehr unterschiedlich. So wurden Mitte des 18. Jahrhunderts die Vorteile wie folgt genannt:

„Der Heerd ist fast in der Mitte des Hauses und so angelegt, daß die Frau, welche bei demselben sitzt, zu gleicher Zeit alles übersehen kann.
…..  Ohne von ihrem Stuhle aufzustehen, übersieht die Wirthin zu gleicher Zeit drey Thüren, dank denen, die hereinkommen, heißt solche bey sich niedersetzen, behält Kinder und Gesinde, ihre Pferde und Kühe im Auge, hütet Keller und Boden und Kammer, spinnet immer fort und kocht dabey. Ihre Schlafstelle ist hinter diesem Feuer, und sie behält aus derselben eben diese große Aussicht, sieht ihr Gesinde zur Arbeit aufstehen und sich niederlegen, das feuer anbrennen und verlöschen.
…. Und wer den Heerd der feuergefahr halber von der Aussicht auf die Diele absondert, beraubt sich unendlicher Vortheile. Er kann sodenn nicht sehen, was der knecht schneidet, und die Magd futtert. Er hört die Stimme des Viehs nicht mehr. Die Einfarth wird ein Schleichloch des Gesindes, seine ganze Aussicht vom Stuhle hinter dem Rade am Fuer geht verlohren, und wer vollends seine Pferde in einem besonderen Stalle, seine Kühe in einem anderen, und seine Schweine im dritten hat, und in einem eigenen Gebäude drischt, der hat zehnmal so viele Wände zu unterhalten, und muß den ganzen Tag mit Besichtigen und Aufsichthaben zubringen.“

Demgegenüber wurden folgende Nachteile formuliert:

„Unsere meisten Bauernhäuser  ….  gleichen einer hohlen Rast, sind für Mensch und Vieh ungesund, unbequem und überhaupt für die Landwirtschaft übel eingerichtet.
Die Wohn- und Schlafstuben sind zu enge, zu niedrig, die Fenster zu klein und oft so gemacht, daß sie nicht können geöffnet werden, um frische, gesunde Luft hineinzulassen. In vielen Häusern liegt die Mistgrube vor der Wohn- und Schlafstube. ……. Die Küchen sind kalt und allem Winde offen, so daß das Feuer in die Dresche verfliegen, und von Hunden und Katzen ganz leicht darin geschleppt werden kann.
……. Auch sind an vielen Bauernhäusern noch keine Schornsteine, darum sieht alles so schmutzig und so schwarz aus. Menschen, Kleider, Leinenzeug, das Essen und das Futter fürs Vieh sind wie geräuchert: die Luft wird unrein, erstickend und den Augen schädlich.“

Wir wissen aus zeitgenössischen Berichten, dass damals die Menschen im Winter in diesen Häusern gefroren haben. Die Innentemperaturen lagen nur 5 – 6 Grad über der jeweiligen Außentemperatur – trotz der Wärmedämmschicht, die das unter dem Dachboden gelagerte Heu bot und der Wärmeausstrahlung von Vieh und Herdstelle.