Das Schiff „SS PATRIA“
Der Ozeandampfer „Patria“ wurde bei der Vulcan AG in Stettin für die Hamburg America Linie gebaut und lief am 25.08.1894 vom Stapel.
Sie hatte eine Größe von 140,2 x 15,8 x 10,7 m, 7188 Bruttoregistertonnen (kurz BRT), 4353 PS, einen Schornstein, vier Masten und eine Doppelschraube. Damit erreichte das Schiff eine Geschwindigkeit von 14 Knoten.
Die Patria konnte 50 Passagiere in der ersten und 2.500 in der dritten Klasse aufnehmen. Das Schiff hatte auch Unterkünfte für 500 Stück Vieh und Kühlräume für 500.000 Pfund Fleisch.
Die Jungfernfahrt nach New York fand statt am 28.11.1894. Das Schiff verkehrte zwischen Hamburg und New York als sogenanntes Auswandererschiff. Die letzte Reise führte am 16.10.1899 von Hamburg über Boulogne nach New York und zurück. Am 15.11.1899 auf der Rückfahrt von New York nach Hamburg mit Stückgut, Holz, Früchten und Kupfer, wurde das Schiff nach einem Brand im Ärmelkanal durch die deutschen Schlepper „Hansa“ und „Simson“ in Schlepp genommen. Das Schiff schlug jedoch leck und sank am 17.11.1899 zwischen Walmer und Deal. Die Passagiere wurden zuvor durch das deutsche SS „Athesia“ und das finnische SS „Ceres“ geborgen und nach Dover gebracht.
Am 03.01.1900 wurde das Schiff durch dänische Berger gehoben, versank jedoch unmittelbar darauf. Bis 1901 wurde das Schiff dann beseitigt.
Artikel in einer englischen Zeitung vom
03. Januar 1900
Übersetzung des Zeitungsartikels:
Das Wrack der Patria
Weitere schwere Katastrophe
Der Hamburg-Amerika Dampfer Patria, mit dem vor kurzem gescheitert Hebungsversuch, wurde gestern an die Oberfläche gehoben, scheiterte aber anschließend mit dem Ergebnis, dass der Chef Taucher des Bergungsunternehmen und vier weitere Männer ertranken und einige andere, die mit den Bergungsarbeiten beschäftigt waren, verletzt wurden.
Kapitän Spruth, der Inspektor, der die Hamburger Firma repräsentierte, entkam indem er sich am oberen Ende des Schornsteines des gescheiterten Schiffes festklammerte.
Nach dem Abschleppen von der Sandbank wurde ein Schlepper am Bug der Patria und ein anderer am Heck befestigt. Während ein dritter längsseits lag, arbeiten Pumpen. Zwei Dampf- und zwei Handpumpen waren im Einsatz, und es wurde ein Versuch unternommen, den Bogen zur Küste zu bekommen, aber eine starke Flut trug das Schiff in eine entgegengesetzte Richtung und fegte es seewärts. Kapitän Spruth koordinierte die Operation und jeder dachte, das Schiff würde erfolgreich gehoben werden. Als auf der Höhe der Bank-Boje, jedoch der Bug der Patria ohne die geringste Warnung ins Wasser eintauchte, wurde in wenigen Sekunden auch das Heck unter Wasser gedrückt. Mr. Read, Meister des Feuerschiffes, sprang von der Brücke auf den längsseits liegenden Schlepper, aber die anderen an Bord, mehr als ein Dutzend, gingen mit dem Schiff unter. Die Boote der Schlepperbegleitung kamen sofort zur Hilfe, aber leider ertranken zwei der Schiffer. Fünf Männer haben damit ihr Leben verloren, nämlich der Chef, zwei Assistenten und zwei Schiffer. Der Chef Taucher und seine zwei Begleiter, die beide zu den Besatzungen der Schlepper Seeadler und Albatross gehörten, waren in ihren Booten neben der Patria.
Die Fangleine des Taucherbootes verfing sich in der Ausrüstung des Schiffes und es war unmöglich sie rechtzeitig zu lösen, so dass das Boot durch das Dampfschiff mit hinunter gezogen wurde.
Viele der Überlebenden sind in einem ernsten Zustand. Es wird angenommen, dass der Boden des Schiffes im tiefen Wasser nachgab, wodurch es zerbrach und fast alle Mann an Bord verletzt wurden.
Artikel in einer Lübecker Zeitung vom 06. Januar 1900